Mann mit Hund am Aachener Weiher

DJ David Hasert („Like“, „Reineke Fuchs“): „Mein Leben ist zweigeteilt.“

„Mein Leben ist zweigeteilt.“

Das Leben ist nicht immer eine Party. DJ und Musikproduzent David Hasert („Like“, „Reineke Fuchs“) über Auflegen und Alltag in Köln.

„Ursprünglich komme ich aus dem Sauerland, aus Brilon. Mittlerweile bin ich ab und zu ganz gerne wieder da. Ich weiß die Ruhe zu schätzen. Aber für den Bereich in dem ich arbeite gibt es da keine Möglichkeiten.

Ich wollte immer schon Richtung Medien gehen. Früher war es noch Film, mittlerweile ist es Musik. Mein Ziel ist, auch mal Filmmusik zu machen. Als ich vor 14 Jahren nach Köln gekommen bin, habe ich angefangen beim Fernsehen zu arbeiten. Ein paar Jahre später, mit 24, war ich Jungregisseur. Dann habe ich mich gefragt „Willst du das in zehn, zwanzig Jahren noch machen?“ und bin zu dem Schluss gekommen: Nein. Auch wenn es ein kreativer Beruf war, war es mir doch zu unkreativ. Ich war abhängig von Sendern, von Redakteuren… Ich hatte das Gefühl, ich kann mich nicht ausleben, ich muss zu viele Kompromisse machen.

Neu angesetzt habe ich mit Musik. Das war immer schon mein Hobby und ist lange zu kurz gekommen. Ich habe zwei, drei Jahre parallel gejobbt und dann gab es erste Bookings, mit denen ich Geld verdient habe.

„Ich finde, der Übergang von „ganz cool“ zu „arme Sau“ geht sehr schnell.“

Was ich mache, ist ein Hybrid aus verschiedenen elektronischen Musikrichtungen. Es klingt sehr experimentell, teilweise gibt es aber auch Einflüsse von Pop. Ich habe auch keine Berührungsängste vor Vocals. Ich arbeite schon mal mit Sängerinnen zusammen oder singe selber. Das Ganze ist auf jeden Fall sehr melodisch.

Die ersten eigenen Veranstaltungen habe ich im Subway gemacht. Das waren die „Like“-Partys. Ein paar Jahre lang war das ziemlich lustig. Aber als ich auf die 30 zuging, dachte ich: Was, wenn ich irgendwann Party-Veranstalter mit grauen Haaren bin? Ich finde, der Übergang von „ganz cool“ zu „arme Sau“ geht sehr schnell. Ich wollte den Absprung nicht verpassen. Ich habe die Reihe dann an den Nagel gehangen, obwohl viele Leute gesagt haben „Bist du blöd, das läuft doch noch voll gut.“ Also, auch wenn andere sagen „Du kannst doch zufrieden sein“, dann bin ich es eben manchmal nicht.

Neustart im Club „Reineke Fuchs“

Dann hat der Club „Reineke Fuchs“ eröffnet, in dem ich für das Booking verantwortlich bin. Mein Job ist jetzt eine Kombination aus Büroarbeit, Studioarbeit und kreativem Arbeiten – und trotzdem hat alles mit Musik zu tun. Damit bin ich sehr zufrieden. Ich bin froh, dass ich jetzt nicht mehr so im Fokus stehe. Im „Fuchs“ kann ich auch mal eine Veranstaltung machen und Leute wissen gar nicht, dass ich das organisiert habe. Ich lege da maximal noch einmal im Monat selbst auf. Dafür lege ich jedes zweite Wochenende in einer anderen Stadt oder einem anderen Land auf.

Mein Leben ist jetzt eigentlich zweigeteilt. Ich bin unter der Woche sehr diszipliniert, mache Sport, bin mit dem Hund im Park, gehe früh ins Bett. Manchmal schon um 22 Uhr. Unter der Woche komme ich mir fast unspektakulär vor. Wenn da einer sagt „Komm doch noch mit auf ein Glas Wein“, dann sage ich „Nee, es ist doch schon spät.“ Am Wochenende variiert das. Da lande ich meistens nicht vor 7 Uhr früh im Bett. Mein Körper hat sich daran gewöhnt.

„Am liebsten bin ich in der Nähe vom Club. Aachener Weiher, Stadtgarten, Brüsseler Platz – das ist meine Gegend.“

Ich liebe Köln, aber nur, weil ich mindestens zweimal im Monat rauskomme. Dann merke ich, wie gerne ich zurückkomme. Zu der Zeit, in der ich nur in Köln war und es noch nicht so richtig lief mit der Musik, da ist mir teilweise die Decke auf den Kopf gefallen. Aber es ist ja auch so: Zu der Zeit war ich selbst frustriert, weil ich nicht wusste, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich merke oft, wie Leute für die eigene Unsicherheit jemand anderen verantwortlich machen und wenn niemand anderes herhalten kann, dann ist es halt eine Stadt, die dafür herhalten muss. Aber ich finde, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und man hat hier die Möglichkeit, sich in allen Bereichen zu verwirklichen.

Am liebsten bin ich in der Nähe vom Club und von zu Hause. Am Aachener Weiher, im Stadtgarten, am Brüsseler Platz – das ist meine Gegend. Außerdem das Odonien und manchmal zieht es mich in die Südstadt. Ich bewege mich selten über einen gewissen Radius hinaus. Vielleicht ist das noch der Kleinstädter in mir.“

David Hasert (32) ist DJ und Musikproduzent, betreibt das Label „Like“ und ist im Club „Reineke Fuchs“ verantwortlich für das Booking.

Mal reinhören? Hier geht es zur Soundcloud-Seite von David Hasert.