Hildegund Laaff (80) ist die wohl älteste aktive Buchhändlerin der Stadt. Die Literatur hat ihr Leben geprägt ebenso wie der Krieg und das Leben in Köln. Sie erzählt:
„Mein erster Arbeitstag in Köln war der 1. Oktober 1957. Ich war 20 und hatte gerade die Buchhändlerausbildung hinter mir. Zuerst arbeitete ich in der Bücherstube am Dom und jetzt seit 24 Jahren in der Lengfeld’schen Buchhandlung.
Ich bin Sortimenterin. Das heißt, ich wähle aus dem Angebot der Verlage aus, was wir verkaufen. Ich lege Wert auf die Tiefe des Sortiments. Darauf, dass wir nicht nur Neuerscheinungen führen, sondern den Bestand der Literatur. Das, was unsere Kultur ausmacht.
Marcel Proust und Fernando Pessoa haben zum Beispiel immer einen festen Platz. Ich liebe die Beschreibungen von Marcel Proust. Und Fernando Pessoas Gedanken sind umwerfend. Außerdem haben wir in der Buchhandlung über Jahre hinweg den vollständigen „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes und Uwe Johnsons „Jahrestage“ vorgelesen.
Die Arbeit ist mein Hobby und ich empfehle nur Bücher, die ich selbst gelesen habe. Jeden Abend lese ich zwei bis drei Stunden. Was ich lese, ist abhängig von meiner Stimmung. Es gibt Tage, da brauche ich etwas Spannendes, um zur Ruhe zu kommen. Manchmal lese ich gerne ein Gedicht, Briefwechsel oder Essays. Kurze Texte, über die man lange nachdenken kann.
Ich liebe Sprache. Sprache, in die man reinfallen kann. Ich lese langsam, weil ich jedes Wort lese. Ich bin kein Querleser, das kann ich nicht. Was mir Literatur gibt? Ich kann mit ihr neue Welten betreten. Das fasziniert mich seit meiner Kindheit. Meine Oma hat mir „Pu der Bär“ vorgelesen. Danach kam, weil es im Buchbestand meines Onkels war, Abenteuerliteratur. So etwas wie „Robinson Crusoe“. Durch den Krieg hatten wir nicht viele Bücher und mussten oft umziehen. Danach, mit 13, habe ich in Ludwigshafen als Aushilfe in einer Buchhandlung angefangen. Das ist 67 Jahre her.
In Köln habe ich an der Buchhändlerschule in Rodenkirchen einen Teil meiner Ausbildung absolviert. Ich bin dann wiedergekommen, weil mir die Stadt gut gefiel. Die Atmosphäre ist gut und die Bürger sind sehr leger. Wenn man im Café sitzt, kommt man durchaus mit Fremden ins Gespräch. Auch wenn es nur oberflächlich ist, es ist doch meist sehr interessant und lebendig.
Ich arbeite mitten in der Stadt und genieße die schöne Umgebung. Durch den Vorplatz der Minoritenkirche und den kleinen Park ist es hier nicht so eng und eher ruhig. Was mich manchmal ärgert, ist der viele Müll.
Wie lange ich noch arbeiten will? Solange ich gehen und denken kann.“